Hoffnung ist nach Tamugh gekommen

Rüsselsheim . Als Martin Komongiro die Zahl auf dem Scheck sah, verschlug es ihm die Sprache. „Ich war überwältigt“, sagt der Gast aus Kenia. Überwältigt von den 31 650 Euro – die stolze Summe, die für das Hilfsprojekt des Rüsselsheimer Ulrich Rein für das Dorf Tamugh im äußersten Westen Kenias zusammengekommen ist. Ohne Anschluss an Strom oder fließend Wasser, liegt Tamugh 50 Kilometer von der nächsten asphaltierten Straße an der Grenze zu Uganda.

Mit den Spenden des Lions Club Rüsselsheim Cosmopolitan, der Gemeinde Möhrfelden-Walldorf und der dortigen evangelischen Gemeinde sollen 28 Familien eine Lehmhütte mit wasserdichtem Dach, einen kleinen Garten zur Selbstversorgung und einen Regenwassertank erhalten. Sie sind die Letzten auf einer Warteliste, die Rein und Komongiro, Katechet in Tamugh und Koordinator der verschiedenen Hilfsmaßnahmen vor Ort, seit Jahren ständig verkleinern.

Beginn im Jahr 2010

Begonnen hat das Hilfsprojekt im Jahr 2010 mit einer Staumauer. Bis dahin konnten die etwa 2500 Bewohner des Dorfes ihr Trinkwasser nur aus verschlammten, bakterienverseuchten Pfützen kratzen, mussten es zum Teil kilometerweit zu den weit verstreuten Teilen des zersiedelten Dorfes schleppen.

Mittlerweile hat Rein mit seinem „Familienprojekt“, wie er es nennt, 126 000 Euro investiert, vier Kilometer Leitungen versorgen auch weiter entfernte Hütten mit Wasser, es gibt neun große Wassertanks. Im „Hausbauprogramm“ haben sie für bisher 50 Witwen und arme Familien Lehmhütten mit wasserdichten Blechdächern errichten können – sie lebten davor in Holzhütten, deren Dach aus Gras den Regen nicht abhielt. Alle Bauarbeiten werden von den Menschen vor Ort durchgeführt, sie benötigen lediglich technische Unterstützung und die Finanzierung. „Das Engagement ist wirklich bemerkenswert“, sagt Rein.

116 Familien erhielten Regenwassertanks, um die zum Teil monatelangen Trockenperioden in Tamugh zu überbrücken. „Unser Ziel ist es, die Menschen aus der tiefsten Armut herauszuhelfen und die Lebensbedingungen zumindest ein wenig zu verbessern“, erklärt Rein. Typhus und Tuberkulose sind in Tamugh noch immer ein Todesgrund, der nächste Arzt ist 70 Kilometer weit weg.

Die Armut vor Ort habe ihn so beschäftigt, dass er nach seiner ersten Reise 2010 weitermachte, erklärt Rein. „Eine Frau, der wir einen Regenwassertank brachten, sagte, sie habe nie in ihrem Leben zu Träumen gewagt, einmal einen Wassertank zu besitzen oder ein wasserdichtes Dach.“

Auch für die Verbesserung der Schulbildung setzen sie sich erfolgreich ein. „Zum ersten Mal in der Geschichte können alle Kinder im Dorf in die Sekundarstufe I gehen“, erzählt Rein stolz. Für 100 Kinder hat das Projekt die Schulgebühren von 18 Euro im Jahr übernommen, deren Eltern das Geld nicht aufbringen konnten. Für 21 Schüler mit hervorragenden Leistungen werden die Gebühren von 180 Euro im Jahr für die Sekundarstufe II übernommen. Für weitere Kinder fehlt bisher das Geld.

Die Priorität, sagt Rein, liege aber weiterhin erst einmal auf der Grundversorgung. Denn auch wenn die Hilfe zu Selbsthilfe vielen Menschen in Tamugh ein besseres Leben ermöglicht hat: „There is a long way to go“, sagt Komongiro. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Aber: „Es ist Hoffnung ins Dorf gekommen.“