Impressionen des diesjährigen Weihnachtskonzertes mit der US Air Force Bigband in der Stadthalle
Pressebericht:
12.12.2015 03:00 | Schlittenfahrt unter amerikanischer Flagge
Auf Hochglanz poliert ist die weihnachtliche Bläser-Musik, die das „Stabsmusikcorps der US-Luftstreitkräfte in Europa“ bei seinem Konzert in der Rüsselsheimer Stadthalle präsentiert.
Rüsselsheim. Immer wieder verblüfft die Virtuosität und Rasanz, mit der die Militärmusiker den Schalter umlegen zwischen anspruchsvoller, klassischer Sinfonik und lockerer, gefälliger Unterhaltungsmusik. Die amerikanischen und deutschen Flaggen flankieren im Bühnenhintergrund die lilafarbene Fahne des veranstaltenden Fördervereins des Lions Club Rüsselsheim Cosmopolitan. Davor sitzen, dicht gedrängt, annähernd 40 exzellente, Show-erfahrene Instrumentalisten des Stabsmusikcorps der US-Luftstreitkräfte: Holz- und Blechbläser, ergänzt mit Perkussionisten, Piano, Gitarre und Bass sowie zwei Sängerinnen und die musikalischen Leiter Richard M. Mench und Justin W. Lewis, die von Beginn an für einen ungemein strahlenden, schnittigen Sound sorgen.
Traditionsgemäß beginnt das Konzert mit der deutschen und der US-Nationalhymne. Bereits hier weisen stramme, zackige Trommelwirbel, wuchtige Beckenschläge und schmetternde Fanfaren den Weg zu einer mit reichlich Glamour befeuerten musikalischen Reise durch die Weihnachtszeit. Diese beginnt in der „Festival Fanfare for Christmas“ mit einer geballten Ladung Blech, wie aus glasklarem Quarz gemeißelt, konterkariert von weichem Holz- und Hörnerklang im Mittelteil, wo kunstvoll Motive des „Adeste fidelis“ zitiert werden. Gewaltige Klangmassen, von Glocken unterstützt, bestimmen auch die „Fantasy on a 13th Century Carol“, eine ausgedehnte und spannende sinfonische Wanderung, die in das Thema aus Bizets „Arlesienne-Suite“ einmündet und mit eindrucksvollen Soli von Klarinette, Flöte und Oboe zeigt, dass die Luftwaffen-Band auch die stillen Töne beherrscht.
Im frechen Kontrast hierzu der „Dreidle Dance“. Hier wandert das „Hava Nagila“ durch die Orchesterstimmen, die augenzwinkernd mit karikierenden Glissandi Fratzen schneiden. Die „Europäische Weihnacht mit amerikanischen Augen“ bietet zunächst „ein bisschen Bach“ – in einer interessanten
Klangmischung
von Vibraphon, Englischhorn, Cello und Gitarre. Im unverwüstlichen „Ave Maria“ (Charles Gounods hinzu komponierte Melodie zu Bachs C-Dur-Präludium) übernimmt das Cello virtuos die Cembalo-Arpeggien, während Jill Diems Sopran bei den Spitzentönen schwächelt.
Beim „Abendsegen“-Duett (Humperdincks „Hänsel und Gretel“) kommt Michele Harris hinzu. Die beiden Gesangs-Solistinnen sorgen für großes Einfühlungsvermögen und Innigkeit. Sie sind die Vorboten für die sich anschließende, sinfonisch breit angelegte „Traummusik“. Viel Wagnersches Urgestein wird hier mit satten Farben angeschwemmt, aber gleich wieder weggespült mit den heißen Rhythmen des folgenden „Auld Lang Syne“. Das animiert zum Mitklatschen und reißt die Zuhörer sogar von den Sitzen. Ähnlich bunt und turbulent geht es im zweiten Programmteil zu: Mit Piccologlanz, klapperndem Hufschlag, hellen Glöckchen und Peitschenhieben zieht Andersons „Schlittenfahrt“ vorüber, das rotnasige Rentier Rudolph schaut vorbei, und die Trommelschläge des „Little Drummer Boy“ erhalten mit vier gestopften Posaunen eine ganz besondere Note.
Am Ende darf das Publikum im Weihnachtslieder-Medley mitsingen und wird mit der schmissigen „
Jingle-Bells
“-Zugabe bestens gelaunt und dem Wunsch der sympathischen Gastgeber entlassen: „Wie schön wäre es, wenn diese Stimmung uns jeden Tag begleiten könnte.“